Die Bekämpfung des Menschenhandels (Teil 2): Technologie gegen Finanzkriminalität ermöglicht neue Fortschritte

Swamy Ramchandran, Director, Product Marketing and Strategy, Oracle Financial Services. Sweta Chauhan, Principal Product Marketer, Oracle Financial Services

In Teil 1 unserer Serie haben wir uns mit dem Menschenhandel aus der Perspektive der Finanzkriminalität befasst. In diesem Segment untersuchen wir, wie die Fortschritte in der Technologie zur Bekämpfung von Finanzkriminalität Institutionen dabei helfen können, Netzwerke für den Menschenhandel zu identifizieren und zu unterbinden.

Der Schlüssel zur Unterbindung des Menschenhandels: den finanziellen Spuren folgen

Netzwerke für den Menschenhandel sind zur Durchführung ihrer schändlichen Aktivitäten stark auf legitime Finanzdienstleister und Infrastrukturen angewiesen. Und sie sind sehr geschickt darin, diese Kanäle zu nutzen, um ihre Geldmittel zu waschen. Die Entdeckung und Nachverfolgung ihrer finanziellen Spuren ist daher der schlüssel, um Netzwerke für den Menschenhandel zu stoppen. Diese Einsicht rückt Finanzinstitute in den Mittelpunkt der globalen Bemühungen ,diese abscheulichen Verbrechen zu erkennen und zu unterbinden.

Finanzorganisationen konzentrieren sich zunehmend auf die Stärkung ihrer Programme und Infrastruktur zur Bekämpfung der Geldwäsche. Es gibt viele wichtige Überlegungen, die man einfließen lassen kann, um sicherzustellen, dass diese neuen Umgebungen eine ganze Reihe von Anforderungen an die Geldwäschebekämpfung unterstützen können – sei es nun im Zusammenhang mit Menschenhandel, Terrorismus, Drogenhandel oder anderen kriminellen Aktivitäten – und sich so zu einer zukunftssicheren Investition weiterentwickeln.

Sieben Kernfunktionen für die Transformation zur Geldwäschebekämpfung

Wir untersuchen nun sieben wichtige Funktionen, die bei der Einführung des Programms zur Geldwäschebekämpfung und einer Modernisierung der Technologie berücksichtigt werden sollten:

  • 1. Erweiterte Typologien und Kontext für Warnmarkierungen (Red Flags): Der Ausgangspunkt für effektive Finanzuntersuchungen in Bezug auf den Menschenhandel besteht darin, verhaltens- und transaktionsbezogene Warnindikatoren zu identifizieren. Relevante Warnmarkierungen sind für Analysten von entscheidender Bedeutung, damit diese wissen, wonach sie suchen und wann sie Berichte zu verdächtigen Aktivitäten (Suspicious Activity Reports, SARs) einreichen müssen. Indikatoren für den Menschenhandel können sich mit legitimen finanziellen Aktivitäten überschneiden und sind daher oft nur schwer zu erkennen. Finanzinstitute benötigen daher Lösungen zur Geldwäschebekämpfung, welche Indikatoren mit kritischen kontextbezogenen Informationen integrieren können, um die Genauigkeit von Untersuchungen und Berichten zu optimieren.
  • 2. Unterstützung eines risikobasierten Ansatzes für Programme zur Geldwäschebekämpfung: Die Einführung eines risikobasierten Ansatzes für Programme zur Bekämpfung von Geldwäsche/Finanzkriminalität kann Banken und Finanzinstituten dabei unterstützen, Geldwäscherisiken im Zusammenhang mit Menschenhandel effektiv zu identifizieren, zu bewerten und zu minimieren. Ein proaktiver Ansatz zur Bekämpfung von Geldwäsche beim Menschenhandel erleichtert die Erstellung von Risikoprofilen, Typologien und Schwellenwerten, die auf die Indikatoren für den Menschenhandel abgestimmt sind. Dadurch lassen sich Netzwerke für den Menschenhandel und die mit ihnen verbundenen Geldwäscheverbrechen wirksam und effizient unterbinden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Finanzsektor in Bezug auf die globalen Vorschriften und Verfahren zur Bekämpfung des Menschenhandels auf dem Laufenden bleiben.
  • 3. Umfassendes Screening mit kontinuierlicher Due Diligence: Institutionen müssen ihren Kundenscreening-Prozess optimieren, um ein gründliches Screening aller globalen Datenquellen sicherzustellen, einschließlich von Sanktionen, Watchlists, politisch exponierten Personen (PEPs) und unerwünschten Medien. Für jede potenzielle Übereinstimmungen mit Datenquellen oder negativen Nachrichten im Zusammenhang mit Menschenhandel sollten sofort Alerts erzeugt werden. Darüber hinaus ermöglicht die Einführung einer kontinuierlichen Due Diligence-Maßnahmen zur Nachverfolgung von Transaktionen im Zusammenhang mit Briefkastenfirmen, Trichterkonten oder Geldwäscheunternehmen, welche dazu beitragen können, die finanziellen Spuren von Menschenhändlern sowie deren Unterstützern und den Nutznießern des Menschenhandels zu identifizieren.
  • 4. Eine ganzheitliche Transaktionsmodernisierung: Schleuser verwenden häufig alternative Zahlungsmethoden, virtuelle Währungen, mobile Anwendungen und Zahlungsprozessoren von Drittanbietern, um Transaktionen innerhalb des legitimen Finanzsystems vorzunehmen und zu verbergen. Da dieseTransaktionen illegal und über mehrere Gerichtsbarkeiten hinweg erfolgen, ist es oft schwierig, Menschenhandel zu identifizieren und zu erkennen. Ein robuster Mechanismus zur Transaktionsüberwachung kann jedoch dazu beitragen, Geldflüsse, Transaktionsverknüpfungen und verdächtige Kunden oder Konten zu überprüfen. Typische Warnhinweise im Zusammenhang mit Menschenhandel können beispielsweise große/mehrere Einzahlungen sein, die an Orten in der Nähe internationaler Grenzen vorgenommen und dann wieder abgehoben werden, oder auch mehrere Konten mit gemeinsamen Identifikatoren, Anomalien bei der Kontoaktivität und anonyme Instrumente, die zur Zahlung von Rechnungen verwendet werden. Banken und Finanzinstitute müssen in Systeme zur Transaktionsüberwachung investieren, welche eine Echtzeit-Verhaltensüberwachung, umfassende allgemeine Überwachungen, eine ganzheitliche Sicht auf Transaktionsaktivitäten, Erkennungsgenauigkeit, eine präzise Identifikation von Mustern und Anomalien, hochwertige risikobewertete Warnmeldungen und eine Reduzierung von Falschmeldungen ermöglichen können.
  • 5. Fortschrittliche Analysen: In Bezug auf den Menschenhandel und die damit verbundenen Transaktionen besteht ein beunruhigender Mangel an empirischen Daten. Fortschrittliche Analysen, die auf künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und Diagrammanalysen basieren, ermöglichen es Finanzinstituten, Beziehungen und Muster schnell und genau in großen Mengen strukturierter und unstrukturierter Daten von Kunden, Konten, Entitäten, Begünstigten, Transaktionen und verdächtigen Netzwerken im Zusammenhang mit Menschenhandel zu finden. Technologien zur Textanalyse und Visualisierung können Analysten und Ermittlern noch weiter dabei unterstützen, Daten zu korrelieren, Alerts zu priorisieren und Untersuchungen schneller abzuschließen.
  • 6. Die Fähigkeit, verdächtige Aktivitäten genau und schnell zu melden: Ein Analysebericht (PDF) der US-Behörden zu Maßnahmen zur Geldwäschebekämpfung im Zusammenhang mit Menschenhandel bestätigt, dass Finanzinstitute strafrechtlich belangt werden können, wenn sie vorsätzlich ihre Verpflichtungen aus dem Bank Secrecy Act (BSA) nicht einhalten. Das beinhaltet auch Berichte zu verdächtigen Aktivitäten im Zusammenhang mit Menschenhandel. Unternehmen müssen Hinweise auf Menschenhandel melden, wenn sie Berichte zu verdächtigen Aktivitäten beim Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN) einreichen, und das Formular für diese Berichte weist jetzt ein spezielles Feld für den Menschenhandel auf (SAR Field 38(h) (PDF)). Dieses fordert den Begriff „Advisory Human Trafficking“ (zu Deutsch etwa: Hinweis zum Menschenhandel) sowie eine Erklärung an, warum die gemeldete Aktivität bei der Einreichung des Berichts als verdächtig angesehen wird. Daher liegt es nun in der Verantwortung der Finanzinstitute, Kundenaktivitäten auf ungewöhnliche oder verdächtige Transaktionen genau zu überwachen und gewissenhaft Berichte zu verdächtigen Aktivitäten einzureichen. Sie müssen deswegen in regulatorische Reporting-Funktionen investieren, die den Erstellungs- und -Einreichungsprozess von Berichten zu verdächtigen Aktivitäten mit einer detaillierten und qualitativ hochwertigen Erzählung automatisieren, um weitere Untersuchungen durch die Strafverfolgungsbehörden zu unterstützen.
  • 7. Kanäle für die nahtlose Zusammenarbeit und den nahtlosen Austausch von Informationen innerhalb von sowie zwischen Institutionen: Zusammenarbeit und der Informationsaustausch sind für Maßnahmen zur Erkennung und Verhinderung von Menschenhandel von entscheidender Bedeutung. Partnerschaften zwischen verschiedenen Interessengruppen – Regierungsbehörden, Strafverfolgungsbehörden, Finanzinstitute, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Überlebende und andere – können überzeugende Informationen zur Nachverfolgung der finanziellen Pfade und Spuren von Schleusernetzwerken generieren. Informationen über potenzielle kriminelle Personen, Trichterkonten, Geldmittelbewegungen von einem Institut zum anderen, die Einreichung umsetzbarer Berichte zu verdächtigen Aktivitäten und anderes können überaus nützlich sein, um Schleusernetzwerke und die damit verbundene Finanzkriminalität zu unterbinden. Ein rechtzeitiger Informationsaustausch zwischen verschiedenen Finanzunternehmen oder zwischen Finanzinstituten und den Behörden ist dabei von entscheidender Bedeutung. Angesichts der Datenschutzgesetze und Haftung in Bezug auf Kundendaten und zugehöriger Informationen müssen Unternehmen jedoch die Anforderungen an „den sicheren Hafen“ und den verschlüsselten Informationsaustausch (PDF) einhalten.

Die Verhinderung von Menschenhandel – Zuasmmenfassung

Finanzinstitute können unwissentlich in jede Phase der Kette des Menschenhandels einbezogen sein, nämlich wann immer Geld ausgegeben, übertragen oder gewaschen wird. Durch diesen Umstand befinden sie sich im Kampf gegen den Menschenhandel und der damit verbundenen Finanzkriminalität an vorderster Front. Der Fokus auf und die Beteiligung des Sektors an der Unterbindung des Menschenhandels haben sich in den letzten Jahren erheblich verstärkt. Aber es sind noch viele weitere Anstrengungen erforderlich. Finanzinstitute können bei der Bekämpfung des Menschenhandels nicht mehr nur reagieren. Die entstehenden Kosten sind einfach zu hoch – sei es in Form von Geldstrafen oder verheerenden Reputationsschäden –, wenn sie das Erkennen oder Melden von Menschenhandelsaktivitäten vernachlässigen.

Um den Menschenhandel zu verhindern, müssen Finanzinstitute ein ganzheitliches Framework zur Bekämpfung von Finanzkriminalität und zur Geldwäsche-Compliance einführen, das eine Top-down-Einbindung, moderne und zukunftssichere Anwendungen und Infrastruktur, eine robuste Mitarbeiterschulung, einen zeitnahen Informationsaustausch und ein Engagement für die Zusammenarbeit über verschiedene Institutionen hinweg umfasst.

Oracle unterstützt Finanzinstitute auf der ganzen Welt dabei, ihre Programme zur Bekämpfung von Finanzkriminalität zu verbessern, sodass diese die sich ständig ändernden Compliance-Anforderungen erfüllen und eine entscheidende Rolle bei der Eindämmung von Netzwerken für den Menschenhandel übernehmen können.

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