Die Bekämpfung des Menschenhandels (Teil 1): Dem Geld auf der Spur

Swamy Ramchandran, Director, Product Marketing and Strategy, Oracle Financial Services. Sweta Chauhan, Principal Product Marketer, Oracle Financial Services

Netzwerke für den Menschenhandel sind auf ein ausgeklügeltes System aus Verschwörung und Täuschung angewiesen, um ihre heimtückischen Verbrechen zu begehen und davon zu profitieren. Die Aufdeckung und Verhinderung derartiger Verschwörungen und des Geldflusses, der sie unterstützt, ist unerlässlich, um diese globale Tragödie zu beenden. Die fortschrittliche Technologie zur Bekämpfung von Finanzkriminalität stellt mächtige Werkzeuge zur Verfügung, die denjenigen, die an vorderster Front versuchen, die immer ausgefeilteren Netzwerke für den Menschenhandel aufzudecken und zu stoppen, neue Hoffnung geben.

In Teil 1 dieser zweiteiligen Serie gehen wir darauf ein, wie Regierungen, Strafverfolgungsbehörden, Finanzinstitute und andere Organisationen dazu beitragen können, den Menschenhandel zu unterbinden, indem sie dem Fluss des Geldes folgen. In Teil 2 erörtern wir, wie Technologie zur Bekämpfung von Finanzkriminalität dazu beitragen kann, den Menschenhandel zu reduzieren.

Menschenhandel stützt sich auf Finanzkriminalität

Menschenhandel ist ein weit gefasster Begriff, der sexuelle Ausbeutung, moderne Sklaverei, Schuldknechtschaft und erzwungene kriminelle Aktivitäten umfasst. Das Ausmaß und das menschliche Leid, das durch den Menschenhandel verursacht wird, befinden sich auf einem Allzeithoch, ebenso wie der monetäre Gewinn der Menschenhändler und ihrer Helfer. Nach dem Drogenhandel ist der Menschenhandel eine der am schnellsten wachsenden transnationalen Kriminalitätskategorien und eines der profitabelsten Finanzverbrechen.

Die Statistiken sind überwältigend, und es ist wichtig, daran zu erinnern, dass sie nur einen kleinen Einblick in dieses hochkomplexe kriminelle Unternehmen geben und nicht einmal ansatzweise das ganze Ausmaß des menschlichen Leids erfassen können. Die folgenden Angaben stammen von der Internationalen Arbeitsorganisation:

  • Ungefähr 50 Millionen Menschen weltweit lebten 2021 in rechtswidriger Knechtschaft, wovon 27,6 Millionen Zwangsarbeit verrichten mussten und 22 Millionen in einer Zwangsheirat lebten.
  • Ungefähr ein Drittel (PDF) aller Opfer von Zwangsarbeit sind Kinder, eine Zahl, die sich in den letzten 15 Jahren verdreifacht hat.
  • Menschenhändler verdienen weltweit schätzungsweise 150 Milliarden US-Dollar pro Jahr an illegalen Profiten
  • Die wirtschaftlichen Kosten des Menschenhandels in der Europäischen Union (EU) belaufen sich auf etwa 2,7 Mrd. Euro pro Jahr.

Die finanzielle Aktivitäten, die durch Menschenhandel ausgelöst werden, umfassen die Transport-, Logistik- und Unterbringungskosten von Opfern, Erträge, die durch ihre Ausbeutung generiert werden, sowie Bestechungen und korrupte Geschäfte unter den Vermittlern. Trotz der offensichtlichen Korrelation zwischen Menschenhandel und Finanzkriminalität wird dieser implizite Zusammenhang oft übersehen. Die Identifizierung und Überwachung von Transaktionsmustern kann die Aufdeckung von Straftaten ermöglichen und eine mächtige Waffe gegen derartige Aktivitäten darstellen – und Finanzinstitute sind einzigartig positioniert, um eine wichtige Rolle bei der Unterstützung dieser wichtigen Arbeit zu spielen.

Die Anatomie eines Verbrechens: die Autopsie der Konvergenz von Menschenhandel und Finanzkriminalität

Die Identifizierung von Finanzpfaden und verdächtigen illegalen Transaktionen ist der Schlüssel zur Aufdeckung krimineller Netzwerke und zur Bekämpfung des Menschenhandels. Diese Initiativen sind Mammutaufgaben, die umfangreiche Ressourcen und Fachkenntnisse bei der Anwendung fortschrittlicher Technologien erfordern. Der Erfolg dieser wichtigen Bemühungen hängt auch vom proaktiven Engagement und der engen Zusammenarbeit zwischen allen wesentlichen Stakeholdern ab, einschließlich Regierungen, Strafverfolgungsbehörden, Finanzdienstleistungsinstituten, Technologieanbietern, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Gemeinschaften und Überlebenden.

Werfen wir einen Blick darauf, wie sich Organisationen und Initiativen zusammenschließen, um mithilfe einer Strategie zur Bekämpfung der Finanzkriminalität gegen den Menschenhandel vorzugehen:

  • Globale politische Initiativen gewinnen an Dynamik: Im Laufe der Jahre haben Regierungsbehörden und Strafverfolgungsbehörden eine Grundlage zur Bekämpfung des Menschenhandels geschaffen, indem sie dessen finanziellen Spuren folgten. Ihr letzter Schwerpunkt ist dabei der Aspekt der Geldwäsche beim Menschenhandel.
  • Dieser Ansatz hat an Zugkraft gewonnen was sich auch an der Beteiligung mehrerer Verwaltungsorgane zeigt. In den Vereinigten Staaten hat das Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN) den Menschenhandel in seine Liste der Prioritäten im Rahmen des AML Act von 2020 zur Bekämpfung des Terrorismus („AML/CFT“) aufgenommen. Darüber hinaus gab die zwischenstaatliche Financial Action Task Force (FATF) Leitlinien für die Ermittlung von Geldwäschevorgängen im Zusammenhang mit Menschenhandel heraus. In ähnlicher Weise hat die Europäische Kommission die EU-Strategie zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität für den Zeitraum 2021-2025 veröffentlicht, wobei der Schwerpunkt auf Menschenhandel und seinen finanziellen Erträgen liegt. Auch die Biden-Regierung veröffentlichte ihren nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung des Menschenhandels und forderte zusätzliche Maßnahmen, um gegen die Erleichterung des Menschenhandels durch virtuelle Währungen vorzugehen. Zusammen stärken diese intensivierten Initiativen das öffentliche Bewusstsein und fördern eine erweiterte Beteiligung und Zusammenarbeit aller Stakeholder.
  • Finanzdienstleister stärken ihreProgramme zur Geldwäschebekämpfung: Die meisten Erlöse aus dem Menschenhandel werden verborgen, indem die Finanzpfade verdeckt werden. Und ein erheblicher Teil dieser Geldmittel fließt dabei durch legitime Finanzinstitute und Kryptowährungen. Banken und andere Finanzinstitute sind gut positioniert, um den Menschenhandel zu verhindern, indem sie diese Spuren identifizieren und überwachen. Als ersten Schritt zur Verbesserung einer Erkennung müssen Finanzinstitute ihre Programme zur Geldwäschebekämpfung stärken, um das Bewusstsein und das Verständnis für die Netzwerke des Menschenhandels und die Art und Weise, wie diese sich innerhalb eines legitimen Finanzsystems verhalten, zu erhöhen. Die von Finanzinstituten implementierten Compliance-Programme zur Bekämpfung von Finanzkriminalitiät und Geldwäsche können dazu beitragen, eine schärfere Sicht auf das Problem zu bieten. Die Schulung von Mitarbeitern in Bezug auf potenzielle Warnhinweise (Red Flags), Verhaltens- und Finanzindikatoren, verwandte Verfahren und Richtlinien wird sicherstellen, dass der Menschenhandel nicht unentdeckt bleibt und von Finanzinstituten angemessen priorisiert und untersucht wird.
  • Die Technologie spielt bei Verbrechen wie auch bei deren Bekämpfung eine Rolle: Menschenhändler nutzen zunehmend Technologie zu ihrem Vorteil – einschließlich sofortiger und sicherer Kommunikation, dem Remotezugriff auf Opfer, digitalem Management von Finanztransaktionen, der Verwendung virtueller Währungen und Vermögenswerte und mehr. Diese technisch versierten Kriminellen aktualisieren ständig ihre Tools und Technologien und entwickeln neue Techniken mit fortschrittlicheren Taktiken, um Aufdeckung und Strafverfolgung zu vermeiden. Die illegale und heimliche Natur des Menschenhandels erschwert das Erfassen vollständiger und genauer Informationen über diese kriminellen Aktivitäten. Finanzinstitute sehen sich erheblichen Hürden gegenüber, wenn sie versuchen, den Menschenhandel aufzudecken, einschließlich bei der Identifizierung von Transaktionsindikatoren (Warnhinweisen), der Berichterstattung und der Aktualisierung von Richtlinien und Verfahren. Und Unternehmen, die bei der genauen Identifizierung von Menschenhandel nachlässig sind, können strafrechtliche Konsequenzen erleiden und einem erheblichen Reputationsrisiko ausgesetzt sein.

Institutionen, die innovative Compliance-Lösungen für die Geldwäschebekämpfung implementieren und ausbauen, können Big Data, erweiterte Analysen, künstliche Intelligenz, Netzwerkanalysen und andere moderne Technologien einsetzen, um Kunden und Entitäten zu überwachen, Transaktionen zu beobachten sowie um verdächtige Verhaltensweisen und Transaktionen zu identifizieren und zu melden.

Beispielloses Engagement für die Unterbindung des Menschenhandels

Der Menschenhandel ist letztlich stark auf legitime Finanzinfrastrukturen und Institutionen angewiesen. Daher bietet die Perspektive auf und ein Ansatz zur Bekämpfung von Finanzkriminalität die beste Chance den Menschenhandel zu beenden. Die finanziellen Fußabdrücke, illegalen Spuren im System und andere Transaktionsdatenmuster sind für die Identifizierung der Quelle und des Erlöses dieser Straftaten von entscheidender Bedeutung.

Die bevorstehende Aufgabe ist nicht leicht, aber alle beteiligten Parteien – Regierungen, Strafverfolgungsbehörden, Finanzinstitute, NGOs und lokale Gemeinschaften – sind umso engagierter und besser gerüstet als je zuvor, um den Menschenhandel in all seinen Formen zu bekämpfen.

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