Von Aniello Pepe und Marco Lanzetta, Oracle
Autos sind nicht mehr nur eigenständige Maschinen für den persönlichen Transport. Sie verwandeln sich zunehmend in digitale Ökosysteme.
Vernetzte Autos mit Internetfunktionen, die Updates ihrer Bordsoftware für Sicherheit, Komfort, Navigation oder Unterhaltung installieren können, werden immer mehr zur Normalität – inzwischen machen sie die Hälfte der weltweit verkauften Fahrzeuge aus. Laut dem Beratungsunternehmen McKinsey & Co. ist damit zu rechnen, dass diese Zahl bis 2030 auf 95 % ansteigt.
Das heutige Auto basiert auf Software. Die heutigen Elektrofahrzeugarchitekturen mit ihrer Vielzahl von Elektronik an Bord, werden nun durch die Software definiert, die sie enthalten. Dabei gibt es auch eine klare Trennung zwischen der Computerhardware von Fahrzeugen und ihrer Software, wodurch sich die Software viel besser aktualisieren lässt, als je zuvor.
Daraus ergeben sich neue Geschäftsmöglichkeiten für Autohersteller, welche die Software für Navigation, Unterhaltung und andere Funktionen aus der Ferne aktualisieren und dabei auch Funktionen freischalten können, die ein Fahrer nach dem Kauf vielleicht hinzufügen möchte. Automobilhersteller können auch Datenstreams mit nützlichen Informationen wie Stadtparkplätzen bereitstellen sowie Daten, die sie erfasst haben, nutzen, um zusätzliche Onboard-Funktionen zu verkaufen oder die Vorlieben ihrer Kunden besser zu verstehen.
Die Fahrer profitieren ebenfalls von den personalisierteren Dienstleistungen. Das Smartphone ist zum Standardgerät für die Interaktion mit Computern geworden. Daher erwarten die Fahrer, dass die Benutzeroberflächen, Konnektivität und App-Ökosysteme eines Autos mit denen auf ihren Telefonen vergleichbar sind. Autohersteller verfügen nicht immer über die Software, um diese Benutzererfahrung zu liefern. Deswegen müssen sie für mindestens einige dieser Funktionen mit Technologieunternehmen zusammenarbeiten.
Das bedeutet, dass Autohersteller eine Entscheidung treffen müssen, um die lukrativen Möglichkeiten von vernetzten, softwaredefinierten Fahrzeugen zu nutzen: Sollten sie die zugrunde liegende Software, die diese Dienste intern unterstützt, selbst entwickeln oder das Fachwissen globaler Technologieunternehmen nutzen, deren Geschäft es ist, Softwaredienste zu erstellen und in großem Umfang bereitzustellen?
Kontrolle über die Roadmap
Einerseits kann die Eigenentwicklung von Technologie es Autoherstellern ermöglichen, sich von ihrer Konkurrenz abheben. Unternehmen, die eigene Software-Ingenieure beschäftigen, reduzieren das Risiko, die Kontrolle über ihre Produkt-Roadmaps und die Kundenbeziehungen, die durch die Interaktionen mit der Software im Armaturenbrett aufgebaut werden, zu verlieren.
Aber zugleich riskieren sie eine übermäßige Spezialisierung ihrer Angebote sowie eine Verlangsamung bei der Markteinführungszeit, wenn sie versuchen, die gesamte digitale Kette von Cloud-Computing-Diensten, Netzwerkupdates und Bordsoftware zu erstellen und zu steuern. Automobilhersteller, die es Cloud-Computing-Anbietern überlassen, Aspekte ihrer Entwicklung zu bewältigen, können von der Sicherheit, Skalierbarkeit und Agilität dieser Plattformen profitieren.
Viele Autohersteller würden bessere Ergebnisse erzielen, wenn sie einen standardisierten, modularen Ansatz verfolgten, bei dem sie Drittanbieterdienste integrieren können, um die Entwicklungsarbeit schneller zu skalieren, während sie gleichzeitig die Kontrolle über das Fahrerlebnis in ihren Autos behalten.
Kluge Autohersteller überdenken daher die Art und Weise, wie sie Software in der Ära der vernetzten und softwaredefinierten Automobile entwickeln. Sie erwägen die Verwendung handelsüblicher Komponenten etablierter Anbieter, um die Komplexität zu reduzieren und die Zeit bis zur Markteinführung zu verkürzen. Ein großer Cloud Service Provider wie Oracle mit einem Schwerpunkt auf Datenmanagement und Geschäftsanwendungen kann in vier kritischen Bereichen der richtige Partner für Automobilhersteller sein: Entwicklertools und Cloud-Infrastruktur, Datenanalyse über maschinelles Lernen und digitale Modelle von Zwillingsfabriken, Data Governance, einschließlich Sicherheit, Datenschutz und Compliance sowie Integration mit Geschäftsanwendungen und -prozessen.
Mithilfe des Partnerschaftsansatzes können Automobilhersteller die Kontrolle über ihre gesamte IT-Architektur behalten, während sie sich für bestimmte Komponenten und Funktionen auf Technologiepartner verlassen. Darüber hinaus können sie sich auf die Entwicklung spezifischer Softwarefunktionen konzentrieren, wie On-Demand-Services, Infotainment und Bezahlsysteme an Bord, um ihre Autos und Marken zu differenzieren.
Mazda Motor Europe spart beispielsweise Zeit und steigert die Effizienz mithilfe einer cloudbasierten Kundendatenplattform, mit der sich alle verfügbaren Daten intelligent nutzen lassen und die Kommunikation mit den Kunden verbessert werden kann.
Auch Drittanbieter in der Automobilindustrie können davon profitieren. Das britische Unternehmen ODO Drive verarbeitet beispielsweise Daten, die von Kundenfahrzeugen gesammelt wurden, mithilfe der Technologie von Oracle, um Kosten und die ökologischen Vorteile von Elektrofahrzeugflotten zu analysieren und zu optimieren.
Immer vernetzt
Der globale Markt für Automobil-Bordsoftware soll laut McKinsey bis 2030 um 9 % jährlich auf 50 Milliarden US-Dollar anwachsen. Wenn Fahrzeuge durchgehend vernetzt werden, wächst auch die Menge an Daten, die sie generieren. Um für dieses künftige Szenario gewappnet zu sein, müssen Autohersteller selbst die Eigenschaften von Technologieunternehmen übernehmen und große, komplexe Softwareprojekte überwachen – einige davon selbst entwickelt und einige von externen Anbietern. Zugleich müssen sie die riesigen Datenflüsse aus den vernetzten Fahrzeugen und anderen Quellen angemessen steuern.
Jetzt ist es an der Zeit, dass Automarken beginnen, von Daten und all ihren Vorteilen zu profitieren. Wenn sie Ressourcen effektiv zuweisen und, wo es sinnvoll ist, kommerzielle Software verwenden, können sie Fahrzeuge entwerfen, die so vernetzt und bequem zu bedienen sind wie Smartphones.
Dabei profitieren sowohl die Autohersteller als auch die Fahrer.
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